E-Autos für Masse nicht erschwinglich

Experte Matthias Braun kennt die Autobranche von verschiedenen Stationen weltweit. Er macht auf dem Podium der autotechnik days den Garagisten Mut und hält zudem ein Plädoyer für E-Fuels. Denn: «Wir hatten schon vor über 100 Jahren E-Autos, die haben sich nicht durchgesetzt. Ich glaube an den Verbrenner», so Matthias Braun.

Matthias Braun hat an der HSG in St. Gallen studiert, hatte verschiedene Funktionen bei Herstellern weltweit inne und kennt die Brache aus dem FF. Der 60-jährige Berater sieht die Entwicklung im Bereich der E-Mobilität durchaus kritisch und erklärt im Podiumsgespräch: «In den USA haben beispielsweise viele Vermieter ihre E-Flotte wieder verkleinert. Auch sonst wird Amerika nur schon wegen der grossen Distanzen nie ganz auf E-Autos umstellen», sagt Matthias Braun. Elektro-Autos hätten zudem klar höhere Reparaturkosten und auch recycelt würden bislang nur die wenigsten. «Die Karosserie ist bei Tesla fest verschweisst mit dem Akku-Pack. Und bei 20’000 Franken für einen Ersatz-Akku wird das bei einem Tesla im Restwert von 40’000 Franken auch schwierig», führt er aus.

Preise für E-Autos zu hoch
Die hohen Preise selbst für gebrauchte E-Autos würden in Deutschland erklären, wieso niemand ein Interesse an ihnen habe. Auf dem deutschen Occasionsmarkt habe man auch nur etwa 8000 Euro für einen Gebrauchten und dafür könne man sich ja nicht einmal einen Akku eines Smarts kaufen. «In Deutschland gehen 75 Prozent der E-Autos ans Gewerbe für dessen Image. E-Autos sind nur bei den Fans oder höchstens bei reicheren Käuferschichten ein Thema, die sich meist noch ein zweites Auto leisten können», erläutert der Auto- und Oldtimerfan.

Matthias Braun sieht daher weiterhin durchaus Potenzial und auch Hoffnung für den Verbrenner: «Weltweit gibt es 1,3 Milliarden Verbrenner-Autos und noch ein paar 100 Millionen LKW, Bagger, etc. – insgesamt sind es 1,8 Milliarden Verbrenner und 30 Millionen Elektro-Autos. Wir brauchen eine Technologie für diese 1,8 Milliarden Fahrzeuge, denn die 30 Millionen E-Autos werden das Klima nicht retten.» Braun sieht auch das Problem, dass man aktuell noch kein Rezept hat, wie man E-Autos in Grossserie zerlegen kann.

E-Autos stehen wie Blei beim Händler
Auch die Ankündigung der Hersteller, alle drei Jahren eine neue Batterie-Generation zu lancieren, sei Gift für den E-Auto-Markt. «Das heisst, die Käufer warten zu. Schliesslich kommt schon bald eine neuere Batterie. Das führt dazu, dass die E-Autos bei den Händlern rumstehen oder dass E-Autos nur noch geleast werden», so der Experte. Als weiteren kritischen Punkt bei der E-Mobilität erwähnt er das Schnellladen, was den Akkus schade. Dabei würde nun gerade für die Mobilitätshungrigen überall in Europa ein Schnellladenetz aufgebaut…

Für Matthias Braun, der auch als Berater des grössten Erdölproduzenten der Welt, Saudi Aramco, tätig ist, liegt die Lösung in der Produktion von E-Fuels: «Daher kämpfen wir für synthetische Treibstoffe, die dann in Regionen mit viel Sonne oder Wind hergestellt werden. Vor allem in Wüsten, die man ansonsten nicht nutzen kann. 150 mal 150 Kilometer Wüste mit Photovoltaik bestückt reicht für den ganzen Energiebedarf von Deutschland.» Sonnenenergie sei zudem nicht endlich wie fossile Rohstoffe und in ein paar Jahren sei es möglich, E-Fuels zum Benzin- und Dieselpreis anzubieten und damit synthetische Treibstoffe massentauglich zu machen.

Positiv für Garagisten: Autos werden länger gefahren
Was für Garagisten sicherlich positiv sei: Die Autos würden in Zukunft länger gefahren werden in Europa. «Es wird darum gehen, dass man das Auto nicht mehr nur acht bis neun Jahre fährt, sondern, dass man diese Autos bis zu 20 Jahre fahren kann», erläutert Braun und weist die Podiumsgäste an den hostettler autotechnik days auf die Arbeit hin, welche durch Service und Instandhaltung auf sie zukommen wird. «Die Frage bleibt: Was macht man mit den ganzen gebrauchten Elektro-Autos, die aus dem Markt zurückkommen», ergänzt Braun zum Schluss. «Denn gebrauchte Verbrenner kann man ja problemlos länger stehen lassen. Bei einem E-Auto droht dann die Gefahr einer Tiefenentladung und daher darf man die nicht einfach nur stehenlassen.»