Sidney Hoffmann: «Ich bin ein Petrol-Head»

Der deutsche TV- und Tuning-Star Sidney «Sid» Hoffmann steht an den autotechnik days nicht nur Rede und Antwort, er hat auch seinen VW Golf 8 R444 mitgebracht.

«Ein Tuning-Star, der mit einem VW Golf unterwegs ist – wie kommt das?» fragt Moderator Beat Jenny zu Beginn des Podium an den hostettler autotechnik days den Kult-Tuner Sidney «Sid» Hoffmann etwas provokativ. Der 44-Jährige aus dem Ruhrpott lächelt nur und erwidert gutgelaunt: «Du wirst mit dem Golf unterschätzt. Mit einem anderen, getunten Auto wirst du vielleicht geärgert, hier ärgerst du.» Zudem liege der Verbrauch seines Golfs trotz satten 444 PS dank Eventuri Carbon Ansaugung, Upgrade Turbolader, HG Ladeluftkühler, HJS Downpipe OPF sowie spezieller SIIND Software R444 bei rund 10,3 l/100 km. «Er ist ja auch mein Alltags- und Langstreckenauto und dafür ist er sehr komfortabel. Damit hole ich auch meinen Sohn vom Kindergarten ab.» Und das Fahrwerk des Golf, ein KW V4 Clubsport, sei sehr nah an der Rennstrecke, aber er müsse im Mai damit ja auch gegen Azubi-Auto von VW antreten.

Sich nie vor dem Kauf ins Auto verlieben
Angesprochen auf seine Tuninganfänge, erinnert sich Sidney «Sid» Hoffmann: «Ich habe so viel an meinem ersten Auto, einem VW Golf II, rumgebastelt, dass dieser am Schluss mehr Öl als Benzin gebraucht hat. Den habe ich völlig versaut», gesteht er unumwunden. Und gibt den Anwesenden den Tipp, sich nie in ein Auto, das man kaufen wolle, zu verlieben. Das würde immer mit Verlusten und Enttäuschungen enden, zudem sei man in einer sehr schlechten Verhandlungsposition. «Ich habe trotzdem schon Autos im Dunkeln gekauft, nur weil ich es wollte – eine schlechte Entscheidung.»

Angefangen mit dem Tuning hat Hoffmann schon sehr früh: «D&W mit den Girls, die viel nackte Haut zeigten, waren damals voll in. Mein Kollege arbeitete in der Reklamationsabteilung von D&W und ich konnte zurückgegebene Teile bei ihm kaufen. Die habe ich dann verbessert. Und während der Schulzeit habe ich schon Autos von Kollegen eine Lederausstattung verpasst und bin so immer mehr ins Tuning gekommen.»

Mutter wollte, dass er etwas Gescheites lernt
Seine Mutter habe es gar nicht goutiert, dass er sein ganzes Geld in Autos gesteckt habe. Sie hätte es lieber gesehen, dass er etwas Richtiges studiert hätte, doch das Maschinenbau-Studium sagte Hoffmann nicht so zu. Er wechselte zu Sport, spielte aber gleichzeitig auch Football. «Was gar nicht gut war für meine Knochen und mein Knie», so der TV-Tuner. Er hab das Sport-Studium wieder aufgeben müssen und eine Ausbildung zum Werbekaufmann gemacht. Mit 18 Jahren habe er dann einen BMW M3 auf Kredit gekauft und sei so in den Autohandel eingestiegen. Der 44-Jährige ergänzt: «Um den Gewinn zu maximieren, haben wir Unfallautos gekauft, diese dann repariert und sogar mit Tuningteilen und Felgen aus meiner Garage bestückt und so gewinnbringen verkauft.»

Zum TV-Auftritt kam Sidney Hoffmann durch einen Zufall. Ein Tuningkollege aus dem Ruhrpott wollte nicht und verwies die TV-Crew weiter: «Wichtig ist, dass man trotz des ganzen Rummels nicht abhebt und alles auch nicht zu ernst nimmt. Kürzlich habe ich meine erste TV-Sendung nach Jahren wieder mal angeschaut und auch einige der alte YouTube-Clips. Da habe ich mich schon gefragt, wieso das überhaupt so erfolgreich war.»

E-Antrieb wurde falsch etabliert
Und was hält der Tuner vom E-Antrieb? «Ich bin ein Petrol-Head durch und durch», gesteht der sympathische Deutsche. Man habe den Elektroantrieb aber auch falsch in der Gesellschaft etabliert und ihm unbedingt einen grünen und umweltfreundlichen Anstrich verleihen wollen. «Das ist Bullshit! Die Performance ist zwar genial, aber der grüne Anstrich gibt der E-Mobilität einfach einen faden Beigeschmack», erläutert Hoffmann. «Zudem fehlt mir noch die Infrastruktur, um sorglos unterwegs zu sein.» Der E-Antrieb habe durchaus seine Daseinsberechtigung, aber E-Tuning funktioniert schlicht (noch) nicht. Erst wenn sich die E-Mobilität auch mehr im Motorsport breitmachen und durchsetzen könne, dann komme wohl auch bei dieser Antriebsart wieder der Tuninggedanke auf.

Und dann ergänzt er: «Wir haben für die Dortmunder Stadtwerke einen VW T2 auf Elektroantrieb umgebaut, ist ja ganz witzig, aber irgendwie auch Scheisse. Du hast einfach etwas Altes mit neuer Technik, da kräuseln sich bei mir einfach die Nackenhaare. Es wird am Ende viele verschiedene Antriebsvarianten geben, aber meine wird immer der Verbrenner sein.»